Synodaler Weg im Bistum Hildesheim
Ende Mai 2021 hat im Bistum Hildesheim ein erster Synodaler Tag stattgefunden. Im Mittelpunkt der digitalen Veranstaltung unter dem Motto „frauenfragen. Neue Wege der Verkündigung“ mit rund 300 Gläubigen aus der Diözese stand die Rolle der Frau in Ämtern und Diensten der Kirche.
Der Synodale Tag sollte die Verbindung zum Synodalen Weg der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken herstellen und gleichzeitig das große Engagement von Frauen im Bistum würdigen und stärken.
In einem Schreiben an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ und der Vorsitzende des Diözesanrates der Katholik*innen im Bistum Hildesheim, Dr. Christian Heimann, im Juli 2021 eine erste Bilanz des Tages gezogen.
Die Bewertung des Tages falle sehr unterschiedlich aus: „Bestimmt hatten einige von Ihnen Erwartungen, die wir nicht eingelöst haben und wohl auch nicht einlösen können“, schreiben Wilmer und Heimann. Andere seien mit dem Verlauf des Tages zufrieden. Daher reichen die Rückmeldungen von „Frust“, „Wut“ und „Enttäuschung“ bis hin zu „Hoffnung“, „dankbar“ und „Zuversicht“.
„Das sichtbare und hörbare Zeugnis und die Mitverantwortung von Frauen ist für die Kirche heute und in Zukunft unverzichtbar. Von vielen haben wir den Wunsch wahrgenommen, dass auch Frauen die Weiheämter offenstehen sollen. Dieses Anliegen werden wir im Synodalen Weg intensiv diskutieren“, betonen Bischof und Diözesanratsvorsitzender.
Im Weiteren führen sie dann Beispiele auf, was auf den Synodalen Tag konkret folgen wird. Unter anderem soll mehr für die liturgischen Dienste von nicht-geweihten Frauen und Männern getan werden: mehr Informationen, Ausbau von Fortbildung und Stärkung der Dienste selbst.
Gearbeitet werde auch an neuen Leitungsmodellen für Pfarrgemeinden, der Konkretisierung und Schärfung Lokaler Leitungsteams und einer veränderten Gremienstruktur.
Laut Wilmer und Heimann sei beim Synodalen Tag eine Sorge deutlich geworden: „Oft wollen viele Christinnen und Christen mit Mut neue Wege in Liturgie, Verkündigung und Mitverantwortung gehen, erfahren aber vor Ort, dass das, was im Bistum als verbindliche Linie beschlossen wurde, nicht umgesetzt werden kann.“ Das Bistum werde an dieser Stelle die Verbindlichkeit pastoraler Entwicklungen deutlich formulieren und durch Jahresgespräche mit den verantwortlichen Pfarrern, durch Evaluationsprozesse in Liturgie und Verkündigung sowie eine neu gestaltete Visitationsordnung Entwicklungsschritte verbindlich vereinbaren und schützen.
„Wir möchten an dieser Stelle noch einmal zum Ausdruck bringen, dass uns die Anliegen des Synodalen Weges am Herzen liegen und wir diesen Weg im Bistum Hildesheim mit Engagement verfolgen und mitgehen“, heißt es zum Abschluss.
Der Synodale Weg im Bistum Hildesheim
Dr. Thomas Scharf-Wrede, Direktor des Bistumsarchivs Hildesheim, erklärt den Synodalen Weg für das Bistum Hildesheim.
Was ist der Synodale Weg?
Die römisch-katholische Kirche in Deutschland erlebt eine Zeitenwende: Nicht nur strukturelle Veränderungen machen darauf aufmerksam. Die Veröffentlichung der sogenannten MHG Studie im September 2018 und ihre Nachbearbeitung in Bezug auf sexualisierte Gewalt sowie Machtmissbrauch in der Kirche zeigen, wie grundlegend Wege in die Zukunft reflektiert werden müssen. Dazu zeigt sich immer deutlicher die missionarische Herausforderung in der heutigen Gesellschaft.
Im März 2019 haben die deutschen Bischöfe bei ihrer Vollversammlung in Lingen beschlossen, sich gemeinsam und mit anderen auf einen Synodalen Weg zu begeben und Reformen anzustoßen. Der Synodale Weg wird von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und dem Zentralkommitee der deutschen Katholiken (ZdK) getragen und basiert auf einer eigenen Satzung. Gegenüber einer Synode, die kirchenrechtlich klar bestimmt ist, erlaubt der synodale Weg einerseits mehr Freiheiten, zum Beispiel in der Besetzung der Versammlung, die neben Bischöfen nun auch andere Mitglieder kennt. Andererseits muss ein solcher Weg in seiner rechtsbindenden Kraft eine eigene Form finden, denn die Beschlüsse der Synodalversammlung entfalten zunächst von sich aus keine Rechtswirkung. Dies muss der jeweilige Ortsbischof im Rahmen seiner Rechte und Pflichten letztentscheiden.
Der Synodale Weg in Deutschland hat am ersten Advent 2019 begonnen. Der Gesamtprozess ist zunächst auf zwei Jahre angelegt. Das zentrale Organ des Prozesses ist die Synodalversammlung mit ca. 230 Mitgliedern, die sich zu vier großen Plenarsitzungen in Frankfurt/Main treffen. Die Versammlung setzt sich aus den Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz und aus Vertreterinnen und Vertretern des Zentralkomitees zusammen. Hinzu kommen weitere Personen- und Berufsgruppen, die in ihrem Wirken an der Sendung der Kirche beteiligt sind oder wichtige Perspektiven zu bestimmten Fragestellungen eintragen können. Die thematische Vorarbeit der Vorlagen geschieht durch vier Synodalforen. Die Themen dieser Foren sind: „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“, „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“, „Priesterliche Existenz heute“ und „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“.